Calvin Fliegerbär besucht Nürnberg

Die Kaiserstadt Nürnberg

Zusammen mit der Familie besuchte Calvin Fliegerbär die "schönste aller Kaiserstädte".
Und gleich als Einschränkung: das Zitat ist rund 800 Jahre alt - also bitte keine Vergleiche heute mit der wunderschönen Kaiserstadt im Nachbarland Österreich. Aber trotzdem ist Nürnberg einen Besuch wert.

Ein für alle in der Familie freier Freitag lud zu einem Ausflug ein. Allerdings waren die Wetterprognosen eher schlecht und so schieden die Ideen wie Freizeitpark, Bergtour, Klettern und Fahrradtour aus. Aber nur in ein Museum gehen?
Bianca kam die richtige Idee: ab nach Nürnberg. Solange es halbwegs trocken ist kann die pitoreske Innenstadt besichtigt werden und bei Regen gibt es die Burg und viele Museen (bspw. das Spielzeugmuseum, das Eisenbahnmuseum ...) zu besichtigen. Und so ging es gut ausgerüstet am Freitag Vormittag Richtung Norden los.

Über die Hallerwiesen näherten wir uns entlang des Flusses Pegnitz der Altstadt von Nürnberg. Und schauten uns dabei auch das eine oder andere Denkmal auf unserem Weg an, hier das Schnepperschützendenkmal:

Schnepperschützendenkmal

Hier auf der Wiese fanden die Armburstschützen-Wettbewerbe statt - damals nannte man die Armbrustschützen auch Schnepperschützen. Der erste urkundlich erwähnte Wettbewerb auf dieser Wiese stammt aus dem Jahr 1439. Also schon ein historischer Boden.

Sichtbar war von hier aus auch bereits der Westtorgraben:

Westtorgraben

Über das Haller- oder auch Westtor betraten wir die Altstadt der Kaiserstadt Nürnberg und bogen dann gleich ab, um über den Kettsteig entlang des Schlayerturms über die Pegnitz zu schlendern. Hier die Blicke nach Westen und Osten:

Westen Osten

Linus passt gut auf mich auf:

Linus

Beim Bummeln durch die Altstadt mit ihren teils alten, teils neuen Häusern bot es sich wie immer in historischen Städten an, den Blick auch zu heben:

Balkon

Das Vorwärtsschauen brachte uns den Blick auf die Henkersbrücke ein - das Henkershaus verschwand aber hinter dem üppigen Grün:

Henkersbrücke

Natürlich wollten die Kinder gerade über diese Brücke und die Aussicht von der dieser lohnte sich:

Aussicht Aussicht

Auf dieser Insel, genannt Trödelmarkt, gab es viele schöne und kleine Geschäfte. Und ein Spielzeugladen "alten Stils" machte uns natürlich besonders neugierig. Kein Wunder bei dieser Auslage:

Flugzeug

Nachdem wir in diesem Geschäft - nur wenig - Geld hinterlassen haben, konnten die Kinder wieder entscheiden wie es weiter ging. So ergab es sich, dass wir bald darauf vor der Nürnberger Hauptkirche "St. Sebald" standen:

Stadtkirche Stadtkirche

Diese Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist von den zwei Hauptkirchen Nürnbergs die ältere. Aber wie das so bei alten Kirchen meistens ist: sie wurde mehrmals umgebaut.
St. Sebald steht neben dem imposanten "Alten Rathaus" (auch heute noch mit Polizeiwache) und in diesem Moment für uns viel wichtiger: neben dem "Bratwursthäusle". Nürnberg ist nicht nur für Spielzeug, Kaiserburg und Christkindlesmarkt bekannt, sondern auch für seine Bratwürst. Und die gab es hier auf unkomplizierte Weise und der Hunger der Menschen konnte gestillt werden.
Apropo Christkindlesmarkt: der große Hauptplatz vor "Neuem Rathaus" und der "Frauenkirche" ist jener für den weltberühmten "Christkindlesmarkt".
Der Eröffnungsprolog wird von der Frauenkirche herunter gehalten, während auf dem Hauptplatz tausende von Menschen stehen und Filmkameras diese Bilder in die Welt verbreiten.
Heute, bei nass-kaltem Wetter, schaute der Hauptplatz mit nur ein paar vereinzelt stehenden Verkaufsständen eher trostlos aus. Nach der Besichtigung des "Schönen Brunnens" mit seinen sagenumworbenen Ringen (hier jener aus Messing) ...

Messingring Calvin Brunnen

... bummelten wir unbeschwert über die "Fleischbrücke" und den "Rathausplatz" hoch zur "Kaiserburg Nürnberg".

Burg

Die Burganlage ist wohl über 800 Jahre alt und wurde zuletzt im Zweiten Weltkrieg zerstört. Heute gehört sie dem Freistaat und beherbergt eine zeitgemässe Dauerausstellung über das Mittelalter, aber auch über ihre traurige Rolle während des Dritten Reiches.

Schematisch schaut die Kaiserburg so aus:

Burg

Eine Familienkarte gab es nicht - Kinder besichtigen die Burganlage kostenlos :) Hunde sind zwar nicht erlaubt, aber über Bären gab es kein Wort in der Hausordnung und so stand auch meinem Besuch nichts im Wege.

Wir hatten Glück, denn nur vier Minuten nach unserem Eintritt begann eine Führung in das "Brunnenhaus". Dort führt ein fast 50 m tiefer Schacht in die Erde und so konnte mit mittelalterlicher Technik bis zu 200 Liter Wasser in der Stunde nach oben befördert werden.
Anschaulich wurde dies auf zwei Arten gemacht: mittels einer Tafel und einer "Kerzenfahrt".

Brunnen

Dann wurde ein kleiner Leuchter mit brennenden Kerzen in den Schacht abgelassen:

Brunnen Brunnen

Interessant war, dass zeitgleich die Fahrt des Leuchters mit einer dort befestigten Kamera auf die Monitore an der Tafel übertragen wurde. So wurden die verschiedenen Steinschichten sichtbar.

Beeindruckt von dieser praktischen Vorführung gingen wir dann über den Burghof in den "Palas", dem Hauptgebäude. Übrigens gab es Ende der 2000er Jahre eine Diskussion darüber, welche Fahne hier wehen soll: die deutsche, die bayerische oder die fränkische Fahne.

Palas

Die Eingangstür mündete direkt im "Großen Saal", dem damaligen Hauptraum:

Saal

Und die großen Fenster mit Sitzgelegenheit boten sich zum Blick über die Altstadt an:

Ausblick Ausblick

Interessanter wurde es mit dem Öffnen der nächsten Tür:

Palas

Jetzt standen wir in der kaiserlichen Kapelle, angelegt als "Doppelkapelle". Gemeint ist damit eine mehrstöckige Kapelle, um den Adel vom Fußvolk zu trennen. Angebetet wird aber der gleiche Altarraum.
Hier zu sehen: der Blick hinunter zum Untergewölbe für das einfache Volk, das Deckengewölbe mit dem Balkon des Kaisers und der Ausblick des Kaisers auf den Altarraum vom Balkom.

Kapelle

Kapelle Kapelle

Interessant war, dass der Steinkopf auf dem letzten Bild immer freundlicher schaute, desto höher wir kamen: die Leute im Keller schaute er böse an, zum Kaiser schaut er am freundlichsten.

Im folgenden Saal - genau über dem "Großen Saal" ging es über das Heilige Römische Reich Deutscher Nation" in vielfältiger Form: mittels Modellen, Schautafeln, Touchscreens und Gegenständen (zum Teil Original, zum Teil Duplikate wie die Reichsinsignien) wurde anschaulich und vielfältig über das damalige politische System informiert.
In den weiteren Räumlichkeiten informierten Tafeln über Nürnberg und die Rolle der Burg im Dritten Reich - immerhin galt Nürnberg als "Stadt der Reichsparteitage". Dass hier offen mit diesem Thema umgegangen wird spricht für die Ausstellung.
Abschliessend gab es noch verschiedene Waffen und Rüstungen aus der Mittelalterzeit zu besichtigen und einen schönen Blick auf den Innenhof:

Ausblick Ausblick

Damit endete der Besuch des Ausstellungsteils, aber noch nicht jener der Burg. Bei Regen (ich war unter Linus Jacke gut geschützt) ging es entlang des "Sinwellturmes" auf eine Aussichtsebene und dann via den ehemaligen Stallungen (heute übrigens eine Jugendherberge) wieder hinunter in die Altstadt.
Natürlich mit einem Blick zurück auf die Burganlage:

Sinwellturm

Anlage Anlage

Trotz der fränkischen Bratwürstle meldete sich der Hunger und der Regen animierte nicht dazu, sofort weiter durch die Stadt zu flanieren. So ging es in ein kleines und nettes Cafe, wo wir uns ausruhen und stärken konnten:

Ausblick

Das motivierte alle ausreichend genug, um uns noch weiter durch die Stadt treiben zu lassen - trotz Regens. Auf der Museumsbrücke konnten wir auch ein weiteres der bekannten Nürnberg-Bilder auf Chip bannen: die Pegnitz beim Unterfliessen des "Heilig-Geist-Spitals".

Pegnitz

Zur Freude aller entdeckten wir später einen großen und wunderbaren Spiele- und Comic-Laden. Allein das Schaufenster zog mich natürlich an:

Flugzeug

Und in Notfällen hilft in Bayern neuerdings wohl "Trachtman":

Trachtman

Erfreulicherweise haben wir im "Ultra Comix" nicht zu viel Geld gelassen - ich muss mir keine Gedanken über meine Flugstunden machen.

Zwei Stationen wollten hier uns noch bewusst neben all den Brunnen und Gemäuern anschauen: den "Gedenkort für homosexuelle Opfer des NS-Regimes" und die "Straße der Menschenrechte". Auch wenn Linus über die schrecklichen Machenschaften des Dritten Reichs aufgeklärt ist - hier nochmals unmittelbar zu erfahren, dass Menschen nur auf Grund ihrer Sexualität umgebracht wurden, hat ihn sichtlich berührt.
Fast um die Ecke ist die "Straße der Menschenrechte". Mittels Stelen und Platten werden in Auszügen die 30 Artikel der Menschenrechte aufgeführt - jeweils in Deutsch und in einer weiteren Sprache.

Tor Strasse

Stele Stele

Langsam genügte es aber uns allen und so ging es langsam über den "Kornmarkt" zurück Richtung Westtor (zugegeben: das eine oder andere Geschäft hat uns doch noch rein gelockt).

Trotz des Wetters haben wir den Ausflug genossen, einiges neu gelernt, uns aber nie unter Zeitdruck oder "das müssen wir noch sehen" gesetzt. Und die Kinder sind alt und neugierig genug, um sich auf Neues einlassen zu können. So hat es uns allen Spaß gemacht. Und spätestens zur Adventszeit werden wir mit den Kindern wieder kommen.

www.fliegerbaer.de