MOOS going down

Sprenung der Sendemasten Moos "Aholming"

Während meiner Flugschulzeit lernte ich auch NDB-Anflüge - das NDB steht dabei für Non-Directional Beacon, einem ungerichteten "Funkfeuer". Mit Hilfe dieser NDBs konnten Positionsbestimmungen vorgenommen und damit Streckenflüge durchgeführt werden. Diese NDB-Anlagen sende(te)n meistens auf Langwelle und so war es kein Problem, mit dem NDB-Empfänger auch Radioprogramme zu empfangen, die auf Langwelle sendeten. Eine dieser Anlagen war der "Sender Aholming". Dieser strahlte auf 207 kHz das Programm des Deutschlandfunkes aus. Oft wurde daher zu Zwecken der Navigationsübung diese Sendeanlage angepeilt und angeflogen.

Ob aus der Luft oder vom Boden aus: die Sendeanlage bzw. die zugehörigen Funkmasten waren dank ihrer Höhe von 265 Meter bereits von weitem zu sehen und wurden so zu einem Symbol der Umgebung.
Der Sendebetrieb wurde 2015 eingestellt (wer hört noch Langwelle?) und dieses Jahr nun die Anlage abgebaut. Dazu gehörte auch die Entfernung der Sendemasten. Am einfachsten ging das indem die Masten am Fuß kontrolliert gesprengt und dann, nachdem sie gefallen sind, in Einzelteile zerlegt und abtransportiert wurden.

Dank eines freien Tages konnten wir - Linus, Tom und Fliegerbaer - vor Ort fahren und uns das zugegebenermassen kurze Spektakel (22 Sekunden) anschauen.

Vor der Sprengung schauten wir uns aber erst nochmals ein letztes Mal die Masten an:


Die weithin sichtbaren Masten

Von der Ferne aus sahen die Masten gar nicht so groß aus ... zu sehen sind auch jeweils die Pardunen (Abspannseile), welche auf drei Radialen die Masten hielten. Und auch wenn es die optischen Verzerrungen nicht glauben lassen: die Masten standen senkrecht zur Erde.
Zu Fuß näherten wir uns den Masten und die Dimension wurde immer größer.


Hier stehen wir bereits bei der Pardunenabspannung eines der beiden Masten und blicken entlang der Pardune zum Mast:


Wer genau schaut sieht bereits die angebrachten Sprengkapseln - diese sind nicht mehr so groß wie Hollywood es uns zeigt:


Zu Fuß ging es dann noch direkt bis zum Fuß des Mastens und dem Einspeisehaus:


Auch hier war die Verdrahtung für die Sprengung bereits angebracht.

Dann hieß es noch ein paar Stunden warten, bis es zur Sprengung kommen sollte. In der Zeit unterhielten wir uns mit ehemaligen Kollegen, schauten uns die Gegend nochmals an (relativ flach) und Linus wurde immer begeisterter, als er hörte dass einer der ehemaligen Kollegen einen Lotus fährt.
Nach einer kleinen mitgebrachten Brotzeit war es dann soweit und die Gegend wurde entsprechend der Vorschriften aus Sicherheitsgründen weiträumig abgesperrt:


Zutritt verboten. Da fällt Metall um

Und dann war es soweit: die Warnhupen ertönten, ein aufgescheuchtes Rudel Rehe rannte davon und dann sahen wir die Sprengwolken, bevor wir sie hörten:






Was die Bilder nicht transportieren können: die Geräusche. Erst der Knall (leiser als erwartet, dafür "schärfer") und dann ein lautes, nicht aufhören wollendes Kreischen und Quietschen, als die Sendemasten fast synchron fielen. Das Metall verbog sich unter seinem eigenen Gewicht und teilte uns das schon fast schmerzhaft mit.
Als die Türme am Boden mit einiger Wucht aufkamen spürten wir noch hunderte Meter entfernt die Vibration in unseren Füßen.

Nach der Freigabe durch die Verantwortlichen machten wir - und viele andere Schaulustige - uns auf, die ehemaligen stolz in die Höhe ragenden 265 Meter entlang zu gehen.
Hier ist die ehemalige Pardunenbefestigung mit der Sprengstelle gut zu sehen, ebenso die eigentliche Pardune, die Meter weit weg lag:


Zwei Pardunen liegen in Sturzrichtung im Feld:


Dieser Schwimmer schaut zwar klein aus, hat aber eine Größe von ca. 2,5 Metern und bestehen aus GFK. Sie waren entlang der Pardunen befestigt, um tieffliegende Piloten optisch vor den Abspannseilen zu warnen.


Auf dieser kleinen Fläche stand der gesamte 265 Meter hohe Mast:


Und so sah der Stahlmast aus - der graue Stahl links zur Bildmitte hin war die Leiter, an der die Mitarbeiter zur Mastspitze steigen konnten. Da hier der tiefste Punkt des Mastens war, war die Fallhöhe nicht hoch. Entsprechend wenig Verformung war am Masten aufgetreten.


Zusammen mit vielen anderen Interessierten schritten wir den gesamten nun liegenden Mast ab - desto weiter wir kamen, desto tiefer hat sich der Mast in die Erde eingegraben und die Verformungen zugenommen.




Die ehemalige Mastspitze mit der Flughindernisbefeuerung (die roten Lampen an der Spitze) war als solchenes nicht mehr zu erkennen:


Die Wucht lässt sich wohl auch ohne physikalische Berechnung bei diesen Bildern erahnen.

22 Sekunden ... und ein Wahrzeichen ist gefallen. Für viele ein wehmütiger Augen- und Anblick, besonders für jene, die hier jahrelang arbeiteten.

Aber das Leben geht weiter und dazu gehört eben auch Veränderung - und Technologie ändert eben auch sich selbst.

Als ich Abends Linus fragte, was er von diesem Tag mit seinen vielen Erlebnissen nun am schönsten fand, kam die Antwort: "Mit dem Rennauto mitfahren."
Stimmt, da war noch was:


Linus Prioritäten im Leben: Beschleunigung.

Was mir bleibt: Erinnerungen an Minuten und Stunden mit Blicken auf diese und von dieser Anlage und immer noch die Faszination "Rundfunk":


Blick vom Masten

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